Fabian Griebl (Polizei Düsseldorf) drückt aufs Gaspedal. Der Ford S-MAX beschleunigt stufenlos und schnell. Vor ihm steigt plötzlich eine Wasserfontäne auf. Der Polizeikommissar (PK) lenkt das Steuer nach links herum. Doch da wartet schon die zweite Wasserfontäne, die zeitversetzt ausgelöst wird. Gegenlenken, ausweichen, abbremsen: Auf dem Testgelände in Grevenbroich macht der Ford S-MAX an diesem trüben Novembervormitag eine sehr gute Figur.
Griebl fährt den S-MAX heute zum ersten Mal: »Das fühlt sich gut an. Aber er ist deutlich bulliger als der 3er-BMW, den ich bislang als Dienstwagen fahre. Daran muss man sich vom Fahrgefühl her erstmal gewöhnen. Vom Innenraum, vom Komfort, vom Platz her ist das ein deutlicher Schritt nach vorne.« Auf dem Beifahrersitz sitzt seine Kollegin Polizeioberkommisarin (POKin) Maren Jensen (Polizei Düsseldorf). Ein solcher Testtermin ist für die beiden etwas ganz Besonderes, denn bislang haben nur wenige Kolleginnen und Kollegen einen der beiden neuen Streifenwagen selbst gefahren. Auf dem Testgelände können sie die beiden »Neuen« auf Herz und Nieren testen und herausfinden, wie die Dienstwagen einsetzbar sind und wo ihre jeweiligen Stärken liegen.
Der Auswahlprozess
Bis Mitte 2021 wird die bisherige BMW-Streifenwagenflotte komplett ersetzt. Jede Polizeibehörde erhält ein Drittel Ford S-MAX-Fahrzeuge und ein Drittel Mercedes Vito. Von welchem Typ das letzte Drittel ist, kann jede Behörde selbst entscheiden. Das Roll-Out ist bereits im Gange: »Aktuell wird der S-MAX etwas mehr abgerufen als der Vito«, sagt Polizeihauptkommissar (PHK) Thorsten Drewes aus der Abteilung »Einsatztechnik« des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW. Er hat die Beschaffung der beiden neuen Streifenwagen Schritt für Schritt begleitet. Bei der Auswahl der neuen Fahrzeuge wurden die späteren Nutzer aktiv beteiligt: In mehreren Testphasen konnten sie ihre Vorschläge einbringen, sowohl bei der Auswahl des Fahrzeugtyps als auch bei der Innenausstattung. »Jetzt sind die beiden Fahrzeuge wirklich eine Maßanfertigung für die Polizei NRW«, sagt Drewes. Bewusst habe man sich für zwei Modelle entschieden, um den unterschiedlichen Anforderungen der Polizeiarbeit gerecht zu werden.
Die Nutzung
Die Motorisierung ist bei beiden Fahrzeugen gleich. Nur ist der Vito etwas größer und höher als der S-MAX. In engen Innenstädten kommt man mit dem S-MAX möglicherweise besser zurecht als mit dem Vito. Dafür bietet der Vito mehr Reserven, was die Zuladung an Gewicht und Volumen angeht. Grundsätzlich wurden aber beide Fahrzeuge für genau den gleichen Einsatzzweck angeschafft: den täglichen Streifendienst in NRW.
Die Extras
PK Pascal Krebs vom LZPD fährt bei dem Duell auf dem Testgelände in Grevenbroich den Vito. »Im Innenraum haben wir darauf geachtet, dass man auch in den Nachtstunden vernünftig arbeiten kann«, erläutert Krebs. »Wir haben vor der Sonnenschutzblende jetzt LED-Arbeitsleuchten. Man kann die Blende etwas herunterklappen und hat dadurch eine sehr gute Arbeitsplatzbeleuchtung.«
In beiden Fahrzeugen ist die Video-Eigensicherung nach vorne und nach hinten neu. Dafür wurde ein kleiner Bildschirm zur Überwachung in die Sonnenblende im Beifahrersitz eingelassen. Außerdem gibt es oben mitten in der Decke des Innenraums einen zweiten Notrufknopf, den man auch von der Rückbank aus gut erreicht. Pascal Krebs: »Jetzt kann ich auch von hinten aus den Notrufknopf drücken, um mit der Leitstelle verbunden zu werden.«
Der Vito verfügt über Besonderheiten: Klappt man den mittleren Sitz um, hat man auf der Rückbank noch eine ausklappbare Arbeitsfläche. Außerdem gibt es einen herausnehmbaren Durchtrittschutz nach vorne. Die Sondersignalanlage auf dem Dach des Vito ist zudem sehr flach. Weil dieser Streifenwagen 14 Zentimeter höher ist als der S-MAX, bekäme man ansonsten eventuell Probleme in Parkhäusern.
Pascal Krebs freut sich besonders darüber, dass die neuen Streifenwagen so viel Stauraum bieten. Jetzt müssen keine Führungs- und Einsatzmittel mehr auf der Rückbank liegen. Doch dafür muss auch der Faktor Mensch mitspielen: »Es liegt im Ermessen der Kollegen, wie lange das so bleibt«, sagt Krebs.
Fazit
Beide Autos sind für den Streifendienst bestens geeignet, denn sie ergänzen sich perfekt. Beide bieten vor allem deutlich mehr Platz und Komfort als die alten Fahrzeuge. Wenn ein Einsatz sehr viel Raum erfordert, ist der Vito die erste Wahl. Er kann als kleine Einsatzzentrale dienen. Der S-MAX ist trotz seiner Größe immer noch wendig und übersichtlich. Ein klassischer Streifenwagen, der keine Kompromisse macht.
VITO
- Höhe: 194 cm
- Beschleunigung in 10,8 Sekunden von 0 auf 100
- am besten, wenn man viel Innenraum benötigt und häufig mit vier Personen unterwegs ist
S-MAX
- Höhe: 185 cm
- Beschleunigung in 9,9 Sekunden von 0 auf 100
- am besten in Städten mit engen Straßen und niedrigen Parkhauseinfahrten