Polizeihauptkommissar Dietmar Grimoni schaut schmunzelnd auf sein Werk: einen Haufen Schrott. Der Stahl in der Wanne glänzt blau und schwarz. Ein Indiz dafür, dass er auf 400 bis 500 Grad erhitzt wurde. Es sind unförmige Teile, die aussehen wie überdimensionale Überbleibsel vom Bleigießen zu Silvester.
Mehr als 40.000 Waffen machen Grimoni und seine beiden Kollegen jedes Jahr unbrauchbar. Wenn alles kaputt ist, haben sie ganze Arbeit geleistet. Kein Gewehr schießt dann mehr, kein Messer schneidet mehr, nichts ist mehr gefährlich.
Mit Akkuschrauber, Zange und ähnlichem herkömmlichen Werkzeug trennen die Mitarbeiter zunächst Metall von Holz und Kunststoff. Dann kommt die neue Anlage zum Einsatz. Der „Waffenvernichter" heißt offiziell Querstromzerspaner Typ TQZ. Dem Erfinder, der ihn eigentlich für die Recycling-Industrie entwickelt hat, soll ein Küchengerät als Vorbild gedient haben.
Die Metallstücke der Waffen werden oben in einen Kessel mit 1,20 Meter Durchmesser geworfen, der mit einer zwei Zentimeter dicken Schicht besonders harten Stahls ausgekleidet ist. Am Boden dreht sich eine Kette mit 900 Umdrehungen pro Minute und schreddert das Material in 75 Sekunden bis zur Unkenntlichkeit. 40 bis 50 Kilogramm je Fuhre. Der Geruch von verbranntem Lack und verbrannter Farbe liegt in der Luft. Anschließend geht das Material zum Recycling.
Seit Januar 2020 ist die 135-PS-Apparatur im Einsatz. Zuvor zerlegten die Waffenvernichter Gewehre und Pistolen mit einem Wasserstrahl und brachten das Metall zum Hochofen in Duisburg. Ein neues Fundament musste für die etwa fünf Tonnen schwere Anlage gegossen werden, auch ein Starkstromanschluss war erforderlich. „In Deutschland und Europa gibt es keine Anlage, die Waffen konsequenter vernichtet“, betont Polizeihauptkommissar Michael Reinartz. Mit Blick auf einige Kalaschnikow-Gewehre, die zur Vernichtung bereitstehen, sagt der Erste Polizeihauptkommissar Wolfgang Schröter: „Über die heißt es ja, sie seien unkaputtbar. Aber nicht bei uns.“
6.400 scharfe Langwaffen, darunter auch häufig das Weltkriegsgewehr K98, 4.400 scharfe Kurzwaffen, rund 120 Maschinenpistolen und Sturmgewehre, 13.500 sonstige Schusswaffen wie etwa Luft- und Gaspistolen sowie etwa 17.200 weitere gefährliche Gegenstände wie Messer, Schwerter, Armbrüste und Wurfsterne wurden im vergangenen Jahr in einer Niederlassung des LZPD NRW vernichtet.
Die Polizei, die Staatsanwaltschaften und der Zoll hatten sie angeliefert. Sie sind das Resultat von Razzien, wurden eingezogen, wenn der Besitzer keine Berechtigung dafür hatte, manches wurde auch in Abrisshäusern oder irgendwo im Wald gefunden. Hinzu kamen alte Schlösser und Schlüssel von Gefängniszellen sowie Handschellen aus den Justizvollzugsanstalten.
„Die Jungs haben hier viel zu tun“, sagt Schröter über seine Mitarbeiter, die eine Fortbildung für ihre sehr spezielle Aufgabe bei der Bundespolizei in Lübeck erhalten haben. Die Arbeit dürfte ihnen so bald nicht ausgehen.