Sie sind noch jung und doch schon auf dem Weg zu einer kriminellen Karriere: Jugendliche Mehrfachtäter. Bevor die Spirale sich endgültig abwärts dreht, will die nordrhein-westfälische Polizei mit einem neuen Projekt vorbeugen: "Kurve kriegen" soll den Weg aus der Kriminalität zeigen.
Wenn schon Kinder im Alter von acht Jahren Straftaten begehen und ihre Taten sich mit zunehmendem Alter häufen oder schwerwiegender werden, droht ein junger Mensch zum Intensivtäter zu werden. Falls sie den eingeschlagenen Weg fortsetzen und nicht mehr rechtzeitig die Kurve kriegen, können diese jungen Menschen leicht dauerhaft auf die „schiefe Bahn“ geraten.
Um dies frühzeitig zu verhindern, hat die NRW-Polizei die Initiative „Kurve kriegen“ ins Leben gerufen. Das Konzept setzt dabei auf frühe Hilfe statt späte Härte. Kein Kind wird als Täter geboren. Dahinter steht eine Entwicklung in die falsche Richtung. Dem soll entgegen gewirkt werden, indem man die frühen Signale, die auf eine anhaltende kriminelle Laufbahn schließen lassen, richtig deutet und konsequent reagiert. 2011 ist die bundesweit einmalige Initiative in den acht Modellregionen Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Hagen, Köln, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Wesel gestartet. Im Dezember 2018 wurde das Projekt auch im Märkischen Kreis gestartet.
Fällt dort ein Kind der Polizei innerhalb von zwölf Monaten durch eine Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte auf, wird eine Betreuung durch „Kurve kriegen“ möglich - und das noch bevor die Kinder mit 14 Jahren strafmündig werden. Im Umgang mit diesen Kindern und jungen Jugendlichen ist besonderer Sachverstand gefragt. Aus diesem Grund wurden pädagogische Fachkräfte von freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in die Teams der Polizei eingebunden. Die Initiative basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Wenn die Eltern sich einverstanden erklären, sucht die pädagogische Fachkraft die Familie auf und beginnt mit der Arbeit. Sie stimmt sich mit dem Jugendamt ab, erstellt ein Bedarfsprofil für die Kinder und koordiniert die Zusammenarbeit mit den weiteren Akteuren im Netzwerk. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist dabei ganz wichtig. Ihnen werden im Rahmen von „Kurve kriegen“ verschiedene Arten der Unterstützung in Form von Beratungsgesprächen und Elterntrainings angeboten. Häufig führt eine ganze Fülle von Problemen zum Abgleiten in die Kriminalität. Sobald die pädagogische Fachkraft sich einen Gesamteindruck gemacht hat, können erste Schritte - individuell auf jeden Einzelnen zugeschnitten - durchgeführt werden. Ziel ist es, durch die verschiedenen Angebote die soziale Integration zum Beispiel durch Lernhilfen, Sprach- oder Sportkurse zu erreichen. . Die Initiative "Kurve kriegen" soll nachhaltig wirken, daher stehen die Angebote den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwei Jahre zur Verfügung.
Durch die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ soll die Zahl der von Kindern und Jugendlichen begangen Straftaten verringert werden. Zu Grunde liegt die Überzeugung: Prävention ist der beste Schutz - sowohl für Opfer als auch für Täter.